Rolf Zimmermann, 72 Jahre, wohnhaft in Euskirchen ist vielen ein Begriff als „Der vom Roten Kreuz“!
Nach einer kaufmännischen Ausbildung und einem abgebrochenen Pädagogikstudium mit der Erkenntnis, dass der Umgang mit jungen Menschen absolut „sein Ding“ ist, aber das System Schule leider überhaupt nicht, stieg Zimmermann in den elterlichen Betrieb „Pfeifenhaus Quaedvlieg“ in Euskirchen ein und übernahm dieses später. Ab 1998 war er als Kreisgeschäftsführer für das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen tätig. Nach Eintritt in den Ruhestand 2014 ist er wieder ausschließlich ehrenamtlich im Roten Kreuz aktiv.
Auf die Frage, was ihn dazu bewegte ehrenamtlich aktiv zu sein, führt Zimmermann aus: „In meiner Jugendzeit war ich Pfadfinder und dann ab meinem 17. Lebensjahr beim Roten Kreuz. Am Anfang war es nur „ehrenamtliche Pflicht“ im Rahmen des Wehrersatzdienstes“, erinnert sich Zimmermann, „dann wurde daraus aber immer mehr ehrenamtliche Begeisterung.“
Seine ehrenamtlichen Aktivitäten waren vielfältiger Art, so z. B. als Prüfer bei der IHK, Jugendschöffe, sachkundiger Bürger im Jugendhilfeausschuss oder als Vorsitzender in der Veranstaltergemeinschaft Radio Euskirchen. Sein zentrales Engagement galt aber immer dem Roten Kreuz.
Fragt man Zimmermann nach seinen konkreten Tätigkeiten als Ehrenamtler dann fällt die Antwort schon etwas länger aus:
„Ich konzentriere mich jetzt auf das Rote Kreuz. Nach der Ausbildung zum Trupp-, Gruppen-, Zug- und Bereitschaftsführer wurde ich stellvertretender Kreisbereitschaftsführer und später Kreisbereitschaftsführer (ab Mai 1985) und damit Leiter der gesamten ehrenamtlichen Arbeit des DRK im Kreis Euskirchen. Während meiner hauptamtlichen Zeit im DRK war ich gleichzeitig ehrenamtlicher Leiter der DRK-Bergwacht im Kreis Euskirchen und später zusätzlich ehrenamtlicher Geschäftsführer der DRK-Bergwacht im DRK-Landesverband Nordrhein sowie Mitglied im Bundesausschuss der Bergwacht. In diese Jahre fielen sowohl die Ereignisse der Grenzöffnung 1989, wo unsere Einsatzkräfte z.B. die DDR-Flüchtlinge in der Prager Botschaft der Bundesrepublik betreuten, unzählige Auslandseinsätze im ehemaligen Ostblock, als auch 2005 mein eigener Tsunami-Einsatz und später mein Einsatz bei einem Erdbeben in Pakistan.
Seit 2006 ist der Aufbau der Rotkreuzarbeit bei der zivilen Entwicklung der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang Schwerpunkt meines ehrenamtlichen Engagements. Seit dem Erwerb der ehemaligen belgischen Militärunterkunft "Transit 59" im Jahr 2009 und dem ehrenamtlichen Umbau zum Rotkreuz-Jugend-, Natur- und Jugendbildungshaus, ist dort ein europaweit einzigartiger Rotkreuz-Bildungsstandort entstanden. Mit dem größten deutschen Rotkreuz-Museum, der Rotkreuz-Akademie für Menschenrechte und humanitäres Völkerrecht und aktuell dem Rotkreuz-Campus der Humanität. Letztlich kumuliert hier meine ganze Rotkreuz-Geschichte. Wenn ich dort im Rotkreuz-Museum und in der Rotkreuz-Akademie junge Menschen erlebe, denen ich von meiner ehrenamtlichen Geschichte und meiner Begeisterung für diese Arbeit in allen Facetten der Rotkreuz-Dienste erzähle und sehe, wie der Funke überspringt - das sind die Momente, in denen mir immer wieder klar wird: Es war richtig und es hat sich gelohnt.
Dort in Vogelsang findet seit 2013 auch das “International PEACE Camp“ statt, mit bisher über 300 Teilnehmenden aus über 40 Nationen. Seit dem ersten Camp ist das immer der absolute Höhepunkt meines Jahres. Zu erleben, wie Menschen aller Kulturen, Religionen und Kontinente spontan miteinander auskommen und jedes Jahr fantastische Aufbau- und Entwicklungsleistungen in Vogelsang vollbringen ist ein einzigartiges Erlebnis.
Darüber hinaus haben wir nach den intensiven und langwierigen ehrenamtlichen Hochwassereinsätzen 2021 auch das Thema Klimawandel in den Fokus gerückt. Seit 2021 sind wir mit dem Projekt "Erste Hilfe fürs Klima" an allen Schleidener Schulen aktiv. Hier kommen jährlich hunderte Schülerinnen und Schüler zu uns nach Vogelsang und erleben gemeinsam Klimatage oder Klimawochenenden (unterstützt von Rotary und Rotem Kreuz).
Über das Engagement in Vogelsang bin ich auch Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Schleiden-Gemünd geworden und seit November 2023 zusätzlich Vorstand des Rotkreuz-Museums vogelsang ip e.V., den der DRK-Kreisverband Euskirchen gemeinsam mit dem DRK-Landesverband Nordrhein gegründet hat, um das DRK-Engagement in Vogelsang langfristig auf ein festes Fundament zu stellen.
Schließlich bin ich seit einigen Jahren Leiter der ehrenamtlichen Rotkreuzgemeinschaft für Soziales und Wohlfahrt im Kreis Euskirchen und seit einem Monat gleichzeitig stellvertretender Landesleiter dieser Gemeinschaft.“
Den Zeitaufwand beziffert er aktuell auf 30 bis 50 Stunden pro Woche, aber Ehrenamt mache Spaß und gemeinsam mit anderen Probleme zu lösen oder Menschen zu helfen sei für ihn ein tolles Gefühl, ebenso seien die Vielfalt der Aufgaben, Einsatzgebiete und menschlichen Begegnungen eine Bereicherung. „Ein Stück weit macht es auch süchtig - aber so ist das Leben, Gemeinschaft macht Freu(n)de,“ so sein Resümee.
Auf die Frage, ob es ein besonders nennenswertes Ereignis gebe, überlegt Zimmermann mit Blick auf zahlreiche herausragende Erlebnisse – sodann berichtet er vom Erdbebeneinsatz in Pakistan, einer der größten Herausforderungen seines Lebens, und den regelmäßigen jährlichen Reisen nach Genf und Solferino zu den Ursprüngen der größten humanitären Freiwilligenbewegung der Welt, der „Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung“ mit weltweit rund 17 Millionen Engagierten in rund 190 Ländern.
Er könne nur jedem empfehlen, sich freiwillig zu engagieren, gebe es doch eine schier unendliche Auswahl an Einsatz- und Arbeitsbereichen. Die unzähligen Begegnungen, Erlebnisse und Emotionen bereichern das eigene Leben. Gutes Tun und Freude haben – was will man mehr!