Bernhard Vorhagen übergibt Staffelstab der Leitung der Musikschule Schleiden an Peter Rack


Der Musikschulzweckverband Schleiden ist der Nachfolger der städtischen Musikschule Schleiden, deren Gründung der Rat der Stadt Schleiden in seiner Sitzung vom 18. Dezember 1969 beschloss. In dieser wurden neben Kindern aus dem Stadtgebiet Schleiden bereits im ersten Unterrichtsjahr auch Schüler der übrigen Gemeinden des damals noch existierenden Kreises Schleiden mit unterrichtet.

Das interkommunale Interesse für die Musikschule war schon in den ersten beiden Unterrichtsjahren sehr groß, so dass die Schülerzahlen stark anstiegen. Daher entschloss man sich im Jahr 1972 zur Gründung des Musikschulzweckverbandes Schleiden, dem als Gründungsmitglieder die Städte Schleiden und Mechernich sowie die Gemeinden Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall und Nettersheim als gleichberechtigte Mitglieder beitraten. Mit der Gründung dieser Institution waren nun die Weichen für die fruchtbare Zukunft einer Einrichtung gestellt, die bis zum heutigen Tage die musikalische Ausbildung der Jugend sicherstellt und in vielfältigster Weise in das musikalische Leben hineinwirkt.

Als 1991 der damals erst 51-jährige Musikschulleiter Hermann-Josef Poll nach schwerer Krankheit starb, wählte die Verbandsversammlung der Musikschule Schleiden am 13. März 1991 einen aus Aachen stammenden und seit Jahren für die Musikschule tätigen Flötisten und Vorsitzenden des Personalrats zum neuen Leiter der Musikschule Schleiden: Bernhard Vorhagen!

Herr Vorhagen setzte mit der Aufnahme seiner Arbeit neue Akzente, welche in erster Linie den Bereich Öffentlichkeitsarbeit, den Ausbau der Musikschule zu einem kundenorientierten Dienstleistungsbetrieb und die weitere Steigerung der musikalischen Leistungsfähigkeit betrafen. Darüber hinaus setzte er sich für eine stärkere Vernetzung mit anderen Kulturträgern und für die Intensivierung der Kooperationen mit Schulen, Kindergärten und Familienzentren ein.

Gerade diese Arbeit hat bis heute eine damals nicht erahnte Größenordnung erreicht. Über 900 der mehr als 1.400 Schülerinnen und Schüler finden sich heute in Kooperationen wieder und zeigen so, dass die Musikschule breite Teile der Bevölkerung erreicht und im Konzert aller Bildungseinrichtungen eine tragende Rolle spielt.

Auch die Öffentlichkeitsarbeit sollte mehr sein als die schon zu einer Tradition gewordenen Klassenvorspiele. Durch die Weiterentwicklung der Ensemblekultur und die Förderung talentierter Musikschüler wurde der Weg hin zu Konzerten, die die Allgemeinheit begeistern konnten, geebnet. Vor allem durch die uneingeschränkte Unterstützung des Lehrkörpers gelang es, eine Vielzahl neuer Veranstaltungen in das Programm der Musikschule aufzunehmen. So gehören heute ein Tag der offenen Tür, Straßenmusikaufführungen in den Mitgliedsgemeinden des Musikschulzweckverbandes, Ensemblekonzerte - gerade auch in Kooperation mit anderen Kulturträgern – und das zur Freude aller besonders erfolgreiche Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Kinderhilfswerkes der Vereinten Nationen unicef, als alljährlicher und besonderer Akzent in der Vorweihnachtszeit, zu den festen Bestandteilen. Diese Konzerte waren Bernhard Vorhagen ein besonderes Anliegen. Seit er diese Leitung der Musikschule übernommen hat, hat es bis auf in zwei Jahren – einmal durch die Coronapandemie und einmal durch die Hochwasserkatastrophe – immer ein unicef Konzert gegeben.

Die gute Arbeit der Musikschule führte vor 21 Jahren zu dem Antrag der Stadt Zülpich sich dem Musikschulzweckverband anschließen zu wollen. Diesem Ansinnen wurde seitens der Verbandsversammlung in der Sitzung vom 3. September 2001 entsprochen, so dass die Stadt Zülpich zum 1. Januar 2002 als achtes Mitglied und starker Partner in den Reihen des Musikschulzweckverbandes begrüßt werden konnte. Das Verbandsgebiet, welches durch diesen Beitritt nochmals erheblich erweitert wurde, umfasst seither den Großteil des Kreises Euskirchen. Eine für Vorhagen sehr positive Entwicklung, da „Musikschulen einer der wenigen kulturellen Beiträge der Kommunen außerhalb des Vereinswesens sind. Deswegen bin ich sehr froh, dass wir als kulturelle Bildungseinrichtung ein solch großes Gebiet abdecken und flächendeckend tolle Unterstützung erfahren.“

Aber auch Herausforderungen blieben der Musikschule nicht erspart.

Hatten die die Bürgermeister Udo Meister und Wilfried Pracht zusammen mit Bernhard Vorhagen vor allem mit der Konsolidierung der Finanzen und Schülerzahlen sowie der Anpassung der Arbeitsverträge zu tun, trafen die den Amtsantritt begleitenden Katastrophen des aktuellen Schleidener Bürgermeisters und Verbandvorstehers, Ingo Pfennings, auch die Musikschule mit voller Wucht.

Nach der Brandserie im Johannes-Sturmius-Gymnasium, die einen der Lernorte der Musikschule sowie das darin gelagerte Material massiv und nachhaltig beschädigten, stellten danach die Corona Pandemie alle Beteiligten vor eine große Aufgabe, der man sich auf unterschiedlichste Weise zu stellen wusste.

Da wo es möglich war, haben die Lehrkräfte ihren Unterricht mit großem Einsatz auf Online-Formate umgestellt und so die pädagogische Arbeit fortgesetzt. Doch gerade in den Bereichen der elementaren Musikpädagogik wie auch der Ensemblearbeit war dies nicht möglich. Ein Umstand, der dazu geführt hat, dass heute leider manches Ensemble nicht mehr besteht und über einen Neubeginn nachgedacht werden muss.

Auch wenn die Musikschulverwaltung und der Verband alles Menschenmögliche unternommen hat, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über diese schwere Zeit zu helfen, haben zum Leidwesen aller, manche Lehrkräfte die Musikschule verlassen und sich beruflich neuorientiert. Ein Verlust, der gerade in Anbetracht des auch in diesem Bereich vorherrschenden Fachkräftemangels schwer wiegt und nicht so einfach auszugleichen sein wird.

Wie fordernd die letzten drei Jahre für die Musikschule Schleiden waren, beschreibt Vorhagen so: „Mit keinem anderen Verbandsvorsteher musste ich so oft und so eng zusammenarbeiten, wie mit dem aktuellen. Die meisten habe ich nur zu den Sitzungen und zur Besprechung des Haushaltsentwurfs gesehen, mit Pfennings habe ich wöchentlich zusammengesessen.“ „Ein Glück, dass wir uns menschlich und beruflich sehr gut verstehen, das hat uns auch unangenehme Themen stets in einem angenehmen Miteinander und vor allem erfolgreich angehen lassen“, so Vorhagen. Die Zeit im Musikschulzweckverband sei für ihn wie im Flug vergangen und er sei dankbar für die vielen spannende Erfahrungen und sympathischen Wegbegleiter in all den Jahren.

Verbandsvorsteher Pfennings zeigt sich dankbar für Vorhagens Leistung: „Nach so einer langen und erfolgreichen Zeit als Musikschulleiter hätte ich ihm persönlich gewünscht, dass seine letzten Jahre in der Musikschule etwas ruhiger gelaufen wären. Ich bin aber sehr froh, dass der Musikschule gerade in dieser Zeit ein solch erfahrener Leiter zur Verfügung stand – ich habe viel in Sachen Musikschule von ihm gelernt.“

Ab dem 1. August 2023 heißt der neue Leiter des Musikschulzweckverbands Schleiden nun Peter Rack.

Rack wurde 1981 im polnischen Tychy geboren und begann seine musikalische Laufbahn mit 10 Jahren an der Trompete. Fünf  Jahre später kamen die Gitarre und das Klavier sowie erste Kompositionen hinzu. Noch vor Beginn seines Musikstudium war Rack bereits als Gitarrenlehrer in einer Musikschule tätig.

Nach einer intensiven Ausbildung und vielen Jahren der Tätigkeit in diversen Orchestern und Musikgruppierungen, begann er sein Musikstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, zunächst mit den Fächern Gitarre (bei Prof. Tadashi Sasaki) und Trompete (bei Prof. Anna Freeman).

Wenig später erweiterte Peter Rack sein Studium durch die Fächer Tonsatz (bei Rüdiger Blömer und Prof. Tillmann Claus) und Klavier (bei Norbert Niederau und Prof. Margret Schurmann) und schloss erfolgreich mit dem musikpädagogischen Diplom ab. In den Folgejahren vertiefte er seine kompositorischen und musiktheoretischen Fähigkeiten in dem Masterstudium bei Prof. Johannes Schild, das er sehr erfolgreich mit dem „Master of Music“ abschloss.

Neben dem Studium besuchte Rack Meisterkurse, unter anderem bei Friedrich Heerweg, Dale Kavanagh sowie Thomas Kirchhoff, und vertiefte zudem seine Kenntnisse an der E-Gitarre bei Peter Fischer. Als erste klassische Kompositionen erklangen 2008 sein Streichquintett und die Elegie für Gitarre. Es folgten weitere Werke für Klavier und Kammermusik sowie zahlreiche Werke in den unterschiedlichsten Besetzungen für die Gitarre.

2014 wurde sein Gitarrenzyklus Dolores (11 Charakterstücke für Gitarre) beim internationalen Gitarrenfestival "Forum Gitarre Wien" uraufgeführt. Im gleichen Jahr folgte im Rahmen einer ZDF Produktion aus seinem Requiem for lost souls (für Solisten, Chor und Orchester) die Aufführung des Kyrie und später des Dies Irae, Lacrimosa, Pie Jesu und des Agnus Dei.

Zu Peter Racks Erfolgen zählt der 1. Preis beim 28. Kompositionswettbewerb der Kreisstadt Siegburg "Engelbert Humperdinck" für sein Dance Macabre (für Gitarren Duo), zudem erhielt er in diesem Rahmen den Förderpreis für sein vierstimmiges Gitarrenwerk Intrada. Im Jahre 2017 wurde zum 25. Jubiläum der Liechtensteiner Gitarrentage „LIGITA“ sein viersätziges Gitarrenkonzert Ligita Concerto - Phases für zwei Solo-Gitarren und Gitarrenorchester aufgeführt. Wenig später war das Werk beim 5. albanischen „Tirana International Guitar Festival“ zu hören. Im gleichen Jahr gewann Peter Rack beim "36. Deutschen Rock und Pop Preis" den 3. Preis in der Kategorie „Bester Popsong“. Zu weiteren Interpreten seiner Musik zählen unter anderem das Duo Montagnard (USA), für die er das Werk Legend (Saxofon und Gitarre) komponierte.

Peter Rack lebt heute in Niederzier und war zuletzt unter anderem als Lehrer, Komponist, Instrumentalist sowie Toningenieur im eigenen kleinen Tonstudio tätig.

„Diese Tätigkeiten werde ich nun natürlich deutlich reduzieren und freue mich sehr auf meine neue Aufgabe als Leiter des Musikschulzweckverbandes Schleiden“, so Rack. Die Eingriffe, die er zu Beginn plane, seien eher kosmetischer Natur: „Bernhard Vorhagen hinterlässt eine gut aufgestellte Musikschule mit spannenden Projekten, so dass ich keinen großen Umbruch plane. In den nächsten Wochen wird es vor allem darum gehen, alle Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen und den Haushalt für das Jahr 2024 vorzubereiten“, gibt Peter Rack einen Ausblick. 

„Bernhard Vorhagen hat das Schiff der Musikschule Schleiden zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle sowie den Lehrerinnen und Lehrern erfolgreich durch die Stürme der letzten Jahre gesteuert und war dabei stets ein geduldiger, sympathischer und vor allem sachkundige Ansprechpartner“, resümiert Pfennings. „Ich bin froh, dass er Peter Rack und mir in den nächsten Monaten noch beratend zur Seite steht und freue mich auf die künftige Zusammenarbeit und die weitere Entwicklung der Musikschule Schleiden im neuen Gespann!“