Stadtbibliothek Schleiden
„Es ist wie verhext, seitdem die Stadtbibliothek im Januar 2018 von der Bürgerstiftung Schleiden übernommen wurde“, erzählt der Geschäftsführer der Bürgerstiftung Schleiden, Marcel Wolter. Wenn er auf die letzten Jahre zurückblickt, musste die Einrichtung schon viele Rückschläge einstecken. Erst wurde die Stadtbibliothek vollständig durch die Brandanschläge im Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden zerstört, und fand im Schleidener Rathaus eine erste „Notunterkunft“. Nach dem Motto „Jetzt erst recht“ wurde kurzerhand in einem großen Büro mit Hilfe von Büromöbeln der Stadtverwaltung eine kleine Bibliothek eingerichtet. Hier wurde der gerettete Medienbestand aufgearbeitet und die Bibliotheksnutzer hatten die Möglichkeit, ausgeliehene Medien wieder zurückzubringen. Die Mitarbeiterinnen der Bibliothek kamen wieder mit ihren Kunden ins Gespräch und erhielten sehr viel Zuspruch und Unterstützung. Das sehr beliebte Kinderkino wurde in den Ratssaal des Rathauses verlegt. Hier konnte man sich beispielsweise „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ansehen - ein ganz anderes Programm als die Rats- und Ausschusssitzungen der politischen Gremien, die dort eigentlich stattfinden.
Nachdem der Stadtrat im Dezember 2018 das positive Signal zum Wiederaufbau und Neubau des Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasiums einschließlich der Stadtbibliothek gegeben hat, war allen Beteiligten schnell klar, dass die Stadtbibliothek nicht über mehrere Jahre im Rathaus verbleiben konnte. So wurde dann als zweites „Übergangsquartier“ die ehemalige Buchhandlung Rees angemietet – keine zwei Monate nach den Brandanschlägen. Die Ausstattungsgegenstände wurden mehr oder weniger zusammengesucht: Als Ausleihtheke diente die ehemalige Lotto-Annahmestelle, die Regale stammten aus der alten Bibliothek der Gemeinde Kall.
Nach dem Einzug folgten kurze Zeit später die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in der die Stadtbibliothek mehrere Schließungen überstehen musste. In dieser Zeit wurde ein Online-Ausleihservice eingerichtet. Im Sommer lief der Betrieb dann mit kleinen Einschränkungen wieder in geregelte Bahnen – bis zum 14. Juli 2021 – der Tag an dem das Hochwasser kam. „Die Medien, die beim Brand gerettet werden konnten, wurden im Juli Opfer der Wassermassen, ebenso die teilweise gespendeten Einrichtungsgegenstände“, so Wolter. „Wir fangen quasi wieder bei null an.“
Wolter war es in den letzten Monaten nach der Flut gelungen, für die Stadtbibliothek Schleiden über 100.000 Euro an zweckgebundenen Spenden zu generieren. Die größten Summen stammen dabei vom Malteser Hilfsdienst Köln, der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen und der Hansestadt Attendorn. Eine weitere Geldspende kam vom Förderverein der Bibliotheken aus Bonn-Endenich. Die benachbarte Bibliothek aus Monschau und eine Buchhandlung aus Bonn spendeten Medien. Weitere Einrichtungsgegenstände, wie Regale stammen von der Stadtbibliothek Böblingen und die künftige Theke kommt aus Krailingen in Bayern. Beides wird unentgeltlich von der Spedition Diebhold nach Schleiden gebracht. „Für einen vorläufigen Betrieb für die nächsten zwei bis drei Jahre wird ein Betrag von über 100.000 Euro benötigt“, freut sich Wolter. Mit diesen Geldern sei es der Bürgerstiftung möglich, den Bibliotheksbetrieb wieder aufzunehmen. Das Geld wird u.a. für Miete, Einrichtung und für eine Medien-Erstausstattung verwendet.
Durch die Spendengelder ist es der Stadtbibliothek nun möglich, künftig einen attraktiven Medienbestand bereitzustellen, der den neusten Anforderungen an eine moderne Bibliothek entspricht. Zudem soll ein künftig ein Bürgertreff in den Räumen der ehemaligen Schuhhaus dazu einladen, zu schmökern oder sich auszutauschen – ein Ort lebendiger Kommunikation. Gerade in dieser schwierigen Zeit durch die Hochwasser-Katastrophe und der Corona-Pandemie wird neben einem Bildungsangebot nun auch ein Treffpunkt für alle Generationen bereitgestellt.
„Durch das große Engagement rund um das Team von Bibliotheksleiterin Sabine Hergarten konnten wir bis jetzt all diese Rückschläge meistern“, so Wolter, der hofft, dass dies vor dem Umzug hoch auf das Dach des Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasiums der letzte Zwischenstopp ist. Voraussichtlich bis zum Sommer 2024 wird die Stadtbibliothek in der Schleidener Innenstadt bleiben.
Geöffnet hat die Stadtbibliothek montags und freitags von 15 - 18 Uhr, donnerstags von 13 - 19 Uhr und dienstags von 10 - 14 Uhr.