AUSBILDUNG

Realbrandausbildung für Einsatzkräfte


Die heiße Metalltüre ließ nichts Gutes vermuten. Die Anzeige der Wärmebildkamera bestätigte den Eindruck und verfärbte sich farblich in Abhängigkeit zu den austretenden Rauchschwaden, die immer wieder ihren Weg ins Freie suchen. Der Trupp von Atemschutzgeräteträgern machte sich bereit, knieend, um der Hitze zu entgehen. Und schon folgte das Kommando zur Türöffnung und in Sekundenbruchteilen schoss tiefschwarzer Brandrauch über die Köpfe der Einsatzkräfte hinweg, die ihrerseits das Strahlrohr ihres Schlauches aufrissen, um einen feinen Wassernebel zur Kühlung freizusetzen.

Und dennoch konnten sie eine Durchzündung des Brandrauchs nicht mehr abwenden, sodass sich die dicken Schwaden plötzlich in einen grellen Feuerball verwandelten. „Da war der Trupp einen Moment zu langsam. Das üben wir gleich noch einmal“, schmunzelte ein Trainer, denn das Szenario geschah nicht etwa im Rahmen eines echten Einsatzes, sondern in einer Simulationsanlage. Darin schult der Kreisfeuerwehrverband Euskirchen zuletzt rund 170 Atemschutzgeräteträger, darunter auch 22 Einsatzkräfte aus der Stadt Schleiden.

Durchgeführt wurde das Training durch einen externen Anbieter, der deutschlandweit mit verschiedenen Übungsanlagen im Einsatz ist, um Feuerwehrleuten möglichst realistische Übungsbedingungen zu bieten. „In Schleiden arbeiten wir mit einem Grundmodul, einem Sattelauflieger, der über einen variabel einstellbaren Beobachtungsraum verfügt. Bis zu zwölf Teilnehmer:innen können darin den Verlauf von Bränden hautnah verfolgen“, so Geschäftsführer Uwe Rohlfs. Befeuert werde die Anlage nicht mit Gas, sondern mit Festbrennstoffen in Form von Einwegpaletten. Nur so könne man die extreme Hitze, die bei Bränden entsteht, realistisch abbilden. „Die Teilnehmer:innen erleben, was ihre Schutzkleidung leistet aber vor allem auch, wie sich richtiges Feuer anfühlt. Unsere Mission ist es, sie auf den echten Einsatz vorzubereiten.“

Johannes Gebertz, stellv. Kreisbrandmeister und verantwortlich für die Ausbildung im Kreisfeuerwehrverband, hatte die Idee, eine solche Realbrandausbildungsanlage zu mieten. Damit wurde der Ausfall eine vergleichbaren, wenn auch mit Gas betriebenen Anlage des Kreises Düren kompensiert, so Gebertz. Sicherheit wurde während der Trainings übrigens großgeschrieben: Vor Ort stand permanent ein Rettungssanitäter mit Notfallausrüstung und Defibrillator bereit, um bei medizinischen Notfällen unmittelbar Hilfe leisten zu können. Und auch ein „alter Bekannter“ versah seinen Dienst während der Durchläufe: Das zwischenzeitlich ausgemusterte TLF 16/24 Tr aus Dreiborn, das die Schläuche der vorgehenden Trupps mit Wasser speiste und damit einen letzten, ganz wichtigen Einsatz absolvierte.

Im Anschluss an eine Theorieeinheit nebst Sicherheitsbelehrung absolvierten die Atemschutzgeräteträger bis zu dreistündige Praxismodule. Unter anderem wurden dabei das Vorgehen im Brandraum, Grundlagen zur Menschenrettung und Brandbekämpfung, das Erkennen und Unterdrücken von Phänomenen wie Flashover und Backdraft, der Umgang mit dem Hohlstrahlrohr, das Vorgehen mit der Wärmebildkamera und das Setzen von Rauchverschlüssen geprobt. Ein echter Kraftakt, nicht nur für die verschwitzen Teilnehmer:innen, die in regelmäßigen Pausen zum Mineralwasser griffen.

Eine große Herausforderung stellte während der Trainings die Logistik dar: Das Team des Brandschutzzentrums des Kreises Euskirchen um deren technischen Leiter Markus Klinkhammer musste in kürzester Zeit zahlreiche Atemschutzgeräte reinigen, füllen, warten und abschließend für den nächsten Durchgang prüfen. Und auch die Schutzkleidung der Einsatzkräfte musste einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. In jedem Fall lohnte sich die Mühe, denn das Fazit der Teilnehmer war mehr als positiv. Wolfgang Fuchs, Leiter der Feuerwehr: „Die Gelegenheit, so standortnah unter realen Bedingungen zu üben, erhalten wir nur äußerst selten. Das haben wir genutzt und trotz der Kosten gleich 22 Teilnehmer entsendet. Die gesammelten Erfahrungen sind für unsere Einsatzkräfte im echten Einsatz enorm wichtig und unbezahlbar!“

Oliver Geschwind, Feuerwehr Schleiden