Schöneseiffen

„Zum schönen Waldbächlein“

Von Manfred Lang
nach Vorarbeit des Stadtarchivs Schleiden

Das Kriegerehrenmal an der Hauptstraße um 1968. (Foto: Mertens/Fotosammlung H. Wollgarten/F.A. Heinen)


1322 als „Schonnesyvn“ erstmals erwähnt, in scheinbar ewiger Konkurrenz zum siamesischen Zwillingsdorf „Hapersch“ – Schöneseiffen hat ein tolles Dorfgemeinschaftszentrum, das aus einem ehemaligen Schlachthaus mit Gefrieranlage hervorging – Erntedankzug und Kronkorkensammler weitum bekannt

Schleiden-Schöneseiffen – Auf der Homepage des Bürgervereins kann man einen Parforceritt durch die Ortsgeschichte von „Schönnesiefe“ unternehmen. Er beginnt keineswegs bei der Ersterwähnung im Jahre des Herrn 1322 als „Schonnesyvn“, was so viel bedeutet wie „zum schönen Waldbächlein“. Nördlich der Ortschaft entspringt der Dieffenbach.

„Siefen“ ist laut Duden die Bezeichnung für ein enges, schluchtenartiges Waldtal mit kleinem Rinnsal, auch „feuchtes Bachtal“. Auf Eifeler Platt „sief et“, wenn es „Hunde und Katzen regnet“, op Platt „Mössjaffele“, also wenn es ordentlich plästert. Ein Mensch, dem stets „ene Droppe“ am Nasenloch („Naaslauch“) klebt, öss en „Siefnas“. Jemand, der dem Alkohol verfällt, „en Suffnas“, jedenfalls haben „Seiffen“ und „Siefen“ offenkundig mit Feuchtigkeit zu tun.

Bevor wir die Geschichtsschreibung auf der Homepage des Schöneseiffener Bürgervereins fortsetzen, ein kleiner mundartlicher Exkurs. Denn es wimmelt in der auch in Schöneseiffen gebräuchlichen Mundart vor solchen Spezialausdrücken wie „Siefnas“ und „Suffnas“ für vermeintliche menschliche Besonderheiten oder Unzulänglichkeiten:

Ein kleiner Mensch öss ene „Stoppe“, ein noch kleinerer ne „Futzstoppe“. Ne „Dröömes“ (Träumer) ist einem lieber als ne „Aaschkrampe“ (Fiesling), ne „Fuhlhoof“ (Faulenzer) umgänglicher als ene „Puckel“ (Schuft) oder „Muzepuckel“ (Miesmacher). „Drießhüsje“ sind zwar ängstlich, aber freundlich, „Kiepääsch“ (Geizkragen) schlechte Gastgeber und Zechkumpane.

En „Batsch“ (Quasselstrippe) ist nervig, aber harmloser als en „Bätschmul“ (Petzer) und en „Breijmuul“ (Angeber). Ein „Blötschkopp“ ist zwar nicht der Schlauste, aber freundlicher als ne „Knüles“ oder „Knutzkopp“ (Dickschädel). Wenn einer krause („Kruuschkopp“), rote („Fuss“ = Fuchs) oder gar keine Haare hat („Pläätekopp“), dann unverschuldet. Wohingegen man an unangenehmen Charaktereigenschaften arbeiten („jet doon“) kann, wie etwa „Küsköpp“ (Dickschädel) oder „Söusköpp“ (Verbalerotiker).

  • Höchster Punkt der „Highlands“

    Zeröck no Schönnesiefe, das mit seinem fast 623 Meter hohen „Hollerscheid“ die höchste Erhebung der Drömmede „Highlands“ markiert. Der Bürgerverein gibt in seiner eingangs erwähnten Geschichtsschreibung auf der Homepage Meilensteine des dörflichen Zusammenhalts und der eigenen Vereinsgeschichte wieder.

    Dazu gehört in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts der Bau des späteren Dorfsaals „mit kleinem Schlachthaus, Viehwaagen, Kühlfächern und einem Unterstellplatz für den Totenwagen im Untergeschoss.“ Ovenop et Schlaachtes unn de Duerdewaan em Kelle…

    1951/52 wird der Dorfsaal für Familienfeiern ausgebaut. „Me moss de Feste fiere, wie se falle“, das ist auf Platt so logisch wie im Hochdeutschen. Und da man auch in Schöneseiffen die Feste schon damals feierte, wie sie fielen, konnte man den Dorfsaal fortan für alle Gelegenheiten mieten, ihn für Huhzigge, Dööftekaffe, Bejräfniskaffe, schnacke Jebuertsdaare unn sonstije Ahnläss paachte.

    Genutzt wird die gute Stube auch für Gemeinschaftsfeierlichkeiten aller Art, Oster- und Weihnachtsbälle, Seniorennachmittage, Freizeitangebote wie Zumba- und Gymnastikkurse und sie dient als Probenraum des Musikvereins. Auf dem Dorfplatz davor befinden sich Spielgeräte und Ruhebänke.

    1953 feiert der legendäre Erntedankzug unter der Leitung der Feuerwehr Schöneseiffen Premiere. Im Jahr 1990 erleben das gemeinsame Schöneseiffener und Harperscheider Erntedankfest und der damit verbundene Umzug mit über 3000 Besuchern seinen vorläufigen Höhepunkt.

    Im „Zoch“ „trooke“ nicht weniger als zehn Fußgruppen und neun Wagen („Wäähn“) dörch de Strooße unn Jasse. Der Zug endete am Vereinshaus in Schöneseiffen, wo auf einer Bühne die Kinder der Tanzgruppe „Farina“ Eifeler Folklore aufführten. Dä Erntedankzoch jitt et 2023 zönk sebbezisch (70) Johr - äve häer öss net jeed Tour jejange. Och 2020 wäje Corona net!

    Nächster Meilenstein in der Chronik des Bürgervereins ist die Einrichtung des Jugendraums Mitte bis Ende der 80er Jahre. Ende der 80er Jahre setzen auch die Überlegungen zur Gründung eines Bürgervereins ein, der den Dorfsaal tatsächlich per Erbpachtvertrag zum 1. Januar 1995 von der Stadt Schleiden übernimmt und 1998 zum großen Saal erweitert.

  • Mittellinie als Gemeindegrenze

    Weiter markiert die Geschichtsschreibung 1992 den Bau des ersten Spielplatzes, im Jahr 2000 Pflanzaktionen sowie die Pflasterung eines Gehwegs an der Hellenthaler-Straße. Am 14. Oktober 2000 wird zum ersten Mal ein Windparkfest gefeiert, 2001 der Spielplatz renoviert. Im Januar 2008 brennt der alte Saal nieder, bereits im August beginnt der Neubau, im Oktober 2008 ist Richtfest, Weihnachten 2008 findet der Weihnachtsball auf dem Estrich des neuen Saales statt. Schönnesiefe kanns: Om Estrich jedanz!

    2012 werden ein Buswartehäuschens und ein Wendehammer eingerichtet – und zum ersten Mal zusammen mit „Hapersch“ (Harperscheid) Gemeinschaftskirmes gefeiert, was angesichts der konfessionell gemischten Bevölkerung und der religiösen Vergangenheit fast wie ein Wunder anmutet – und auch nicht durchgängiger Brauch wurde.

    Erst Anfang des 19. Jahrhunderts durften „die Evanjelische“ ihre Toten nach eigenem Ritus beerdigen. Und Taufgesellschaften mit Kindern auf dem Weg zur protestantischen Kirche in Gemünd wurden schonmal unterwegs abgepasst und zur Zwangstaufe in katholische Kirchen gedrängt.

    Die Konkurrenz zwischen beiden aneinander gewachsenen Dörfern war so groß, dass man ernsthaft die Gemeindegrenze verlegen wollte, damit die Mittellinie des gemeinsamen Sportplatzes getroffen werde. Daraus wurde aber nichts, sodass Schöneseiffen tatsächlich nur der kleinere Teil des Spielfelds blieb.

    2013 und 2015 wurde der Vorplatz am Dorfgemeinschaftshaus hergerichtet („nonnee jemaaht“), 2014 der Jugendclub in neuer Form reaktiviert und 2017 Ruhebänke aufgestellt, auf denen sich Flaneure und Spaziergänger „reiste konne“ (ausruhen können).

  • Sechs Kilometer zum Königreich

    Schönnesiefe ist Teil der Drömmede „Highlands“ und besitzt mit dem fast 623 Meter hohen „Hollerscheid“ die höchste Erhebung auf der Dreiborner Hochfläche. Zwar weit vom Dorf entfernt, westlich und nahe am sechs Kilometer von Schöneseiffen entfernten Königreich Belgien gelegen, aber nach dem Ort Schöneseiffen benannt ist der Windpark an der B 258 mit seinen 18 Windkraftanlagen.

    2014 und 2015 wurden mit einem so genannten „Re-Powering“ zwölf der 17 Windkraftanlagen vom Typ Tacke TW 1,5 durch 13 vom Typ Enercon E-101 ersetzt. Zusammen mit der verbliebenen Enercon E-82 E2 sowie den verbliebenen fünf Tacke TW 1,5 gehört der Windpark mit einer Gesamtleistung von zusammen 49,45 Megawatt zu den sieben größten Windparks in Nordrhein-Westfalen.

    Entstanden sind Harperscheid und Schöneseiffen möglicherweise in der hochmittelalterlichen Rodungsperiode. Ursprünglich hieß „Harpesch“ „Hartmannsroth“, später „Harperrath“: Beides lässt auf die Rodung eines gewissen Hartmann schließen. Als später weitere Ortschaften wie Berescheid („Beresch“) und Ettelscheid („Ettscheld“) in der Nähe entstanden, wurde zum Zeichen, dass Harperrath Grenz- oder Scheideort der Herrschaft Schleiden war, der Name in „Harperscheid“ geändert.

    Beide Dörfer, Schöneseiffen und Harperscheid, gehörten zum Amt Bronsfeld, später zum Amt Harperscheid, das in Personalunion mit der Stadt Schleiden geführt wurde. Bei der Kommunalen Neugliederung 1972 wurden die siamesischen Zwillingsdörfer Teil der neu geschaffenen Stadt Schleiden.

    Bei einer Bevölkerungserhebung 1935 hatte Schöneseiffen 373 Einwohner. Der Ort verfügte über zwei Gastwirtschaften (Matthias Müsch und Karl Dreßen). Gewerbetreibende waren außerdem der Stellmacher Wilhelm Axmacher, die Kolonial- und Baumaterialienhandlungen Hermann Gehlen und Klemens Hupp, der Maurer Christian Berners und Dorfschmied Josef Möres.

    1942 öffnete der erste Kindergarten der Region in Schöneseiffen, der allerdings nach kurzer Zeit kriegsbedingt wieder schließen musste und auch nicht wieder geöffnet wurde. Ebenfalls nicht ewig dauerte die Existenz des Schlachthauses mit Gefrieranlage Anfang der 60er Jahre, in dem Privathaushalte Tiefkühlfächer mieten konnten. Kaum jemand hatte damals „auf dem Schirm“, dass bald jedes Haus über eigene Kühl- und Gefrierschränke und Truhen verfügen würde.

    Jedenfalls stachelte die Existenz eines so modernen Schlachthauses mit Gefrieranlage in Schönnesiefe offensichtlich die Phantasie der gemischt-konfessionellen Nachbarn im Norden an. Ein Jahr später konnten die Haapescheede ihr eigenes Schlachthaus mit größerer Gefrieranlage als die Schöneseiffener vorweisen.

    Der Zweck beider „Schlaachtesse“ mit Gefrierfachvermietung wurde damals von den Vätern der Gemeinde Harperscheid in einem Antrag auf Gewährung eines Zuschusses bei der Finanzverwaltung des Schleidener Oberkreisdirektors vom 19.10.1960 angegeben mit den Worten: „Konservierung von Lebensmitteln (v.a. Fleisch) durch Gefrieren. Zudem Arbeitserleichterung für die Landfrau. Durch die Errichtung eines Schlacht- und Kühlraumes wird die Möglichkeit geschaffen, Haus- und Notschlachtungen durchzuführen.“

  • „Seij, Kump, Keißel, Döppe unn Schepp“

    Haushaltsgegenstände sind ein Spezialgebiet der im Schleidener Raum gesprochenen Variante des Rheinfränkischen. Watt öss beispielsweise „Seij“? Antwort: „En Seij öss en Seij“… do deht me mött »seije« (sieben), meistens in der Küche Gargut vom Kochwasser trennen, z.B. werden Nudeln »jeseiht«, »Äerpel« (Jrompere) hingegen »affjeschott« (wörtlich abgeschüttet)“. „En Kump“ ist eine Schüssel, „ne Keißel“ ein Kessel, „e Döppe“ ein Topf. Ein Schüttmaß mit Skala „ne Lite“, eine Kelle „en Schepp“, Besteck „Metz unn Jaffel“.

    Kleinere Schüsseln sind „Kümpche“, von denen auch der Ausdruck „Kieskümpche“ (Käseschüsselchen) seinen Namen hat für sehr blasse Menschen. „Kniep“ oder „Kniepche“ heißt das Kartoffelschälmesser, „Krampe“ der Fleischhaken, „Spöölsteen“ das Waschbecken, „Mitt“ das blecherne Essgeschirr für die Arbeitsstelle, „Mööt“ die Kaffee- oder Teekanne zum Mitnehmen.

    Daher auch der überlieferte Satz in „Huuhdütsch mött Knubbele“: „Haben Sie Butterrammen bei sich? Ja, auch Zupp in der Mitte und Kaffe in der Meute!“ Im Gegensatz zum „Wonnzömmeschrank“ steht in der Küche „et Köcheschaav“, die „Kappesschaaf“ (Kohlkopf-Guillotine) befindet sich meistens im Keller in der Nähe von „Kappesfass“ und „Kappesstampel“, unerlässlichen Utensilien zur Sauerkrautherstellung (Suure Kappes).

    Früher schlachteten die Leute auch ein selbstgemästetes Schwein, da stand „de Zollepe“ zum Einlegen von Speck und Schinken ebenfalls im Souterrain. Meistens befand sich unterm Bruchsteingewölbe auch ein Fässchen „Suur Bonne“ (Saure Bohnen) und eine ganze Batterie von „Emaahsjlaase“ (Einmachgläsern). Deren Inhalt wurde im „Emaahskeißel“ oder „Apparatskeißel“ durch Einkochen haltbar gemacht. Das Aufkommen von Tiefkühl- und Gefriermöglichkeiten stellte daher einen gewaltigen Fortschritt in der Vorratshaltung dar.

    Markant ist das Schöneseiffener Kriegerehrenmal an der Hauptstraße gegenüber der Gaststätte. Es ist von einer Bruchsteinmauer umfasst und hat im Zentrum die Form eines Kreuzes aus rotem Sandstein, auf dem die Namen der Gefallenen des 1. Weltkriegs eingemeißelt wurden. Nachdem viele Söhne des Dorfes aus dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zurückgekehrt waren, musste die rückwärtige Mauer verlängert werden, um auf zwei Steinplatten die eingravierten Namen der Gefallenen aufzunehmen. Nach vorne wird der Denkmalplatz von kleinen Grabsteinkreuzen begrenzt.

    Als die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Schöneseiffener noch Jungen waren, mussten sie ins benachbarte Harperscheid zur Schule gehen. Es gab dort sowohl eine katholische, als auch eine evangelische Volksschule. Harperscheid und Schöneseiffen bildeten einen Schulverband.

    Nach Kriegszerstörung der evangelischen Schule kamen beide Schulen im katholischen Volksschulhaus unter. 1949 begann der Bau einer eigenen Volksschule für Schöneseiffen. Sie wurde am 28. April 1950 eingeweiht, am selben Tag wie das heutige Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden. Daher bekamen auch die Schöneseiffener politisch hochrangigen Besuch.

  • Fräulein Kratz und Lehrer Thomas

    Karl-Heinz „Les“ Domalewski sammelt Kronkorken für den Förderkreis krebskranker Kinder im Klinikum Aachen. Seine Aktivitäten haben sich dank der so genannten Sozialen Medien in ganz Deutschland verbreitet. Entsprechend viele Kronkorken bekommt er aus der ganzen Republik nach Schöneseiffen zugeschickt. Einige Sammelstellen fährt „Les“ auch selbst an. 2020 sammelte er knapp über zehn, 2021 über elf Tonnen und erlöste damit 6.037,85 Euro für den Förderkreis.

    In der landesüblichen Umgangssprache „tut“ Karl-Heinz „Les“ Domalewski übrigens Kronkorken sammeln. „Dohn“ (tun) ist nämlich das mit Abstand wichtigste Wort in unserer Sprache. „Ich dohn, Du deehs, häer, seij, ött deht, mir dohn, Ihr dooht, Seij dohn“ ist die grammatikalisch korrekte Konjugation.

    Morgens tut der Rheinländer aufstehen („opstohn“), sich anziehen („ahn-dohn“), tut frühstücken („Kaffe drönke“), sich waschen und die Zähne putzen, dann tut er auf die Arbeit gehen, tut Pause machen, Mittagessen, Kaffeetrinken – und wenn er lange genug arbeiten tun muss und zwischendurch nicht mal austreten tut, dann „tut er sich“ auch noch in die Hose machen . . .

    „Dohn“ taugt aber nicht nur als Hilfsverbkonstruktion, es ersetzt häufig das Tätigkeitswort: Man sagt auf dem Ball nicht „Darf ich bitten?“, sondern „Komm, mir dohn enne . . .“ Besonders umgängliche Menschen nennen noch den Tanz und kleiden alles in Frageform: „Solle me ne Walze dohn?“ In der Tanzpause bittet der Galan die Dame in die „Sektbar“ und „traktiert“ ihr einen Drink. Dabei sagt er nicht „Geben Sie mir bitte zwei Bier“, sondern „Dohn oss zwei Bier“.

    Wer als Jugendlicher rasch in die Höhe wächst, „deeht enne Schoß“, wer alt wird und rüstig bleibt, „deht et ömme noch“. Nach einem nächtlichen Unwetter sagt die Gattin am „Kaffedesch“ (Frühstückstisch) zu ihrem Mann: „Jung, dess Naht hätt et äver noch ens jedohn“. Wenn sich Nachbarn zusammentun, um einem Verblichenen („der hätt de Ohre zojedohn“) einen Kranz zu spenden, dann „dohn se ömm enne Kranz“. Wenn „Pastuhr de Mess deht“, „dohn die Mannslöck de Hoot aff“.

    Wer Kartoffeln ausmacht, „deeht de Äerpel uss“, wer sie würzt „deht Salz unn Päffe drahn“, wer sich entkleidet, „deht sich uss“ und wer rumscharwenzelt „deeht leev“. Fritz Koenn aus dem benachbarten Hellenthal im Tale unterhalb Schöneseiffen: „Me kann en Koh an de Baach dohn, äver net dohn suffe. Denn dohn suffe moss se selve.“   

  • „Tun“, die wichtigste Vokabel

    Karl-Heinz „Les“ Domalewski sammelt Kronkorken für den Förderkreis krebskranker Kinder im Klinikum Aachen. Seine Aktivitäten haben sich dank der so genannten Sozialen Medien in ganz Deutschland verbreitet. Entsprechend viele Kronkorken bekommt er aus der ganzen Republik nach Schöneseiffen zugeschickt. Einige Sammelstellen fährt „Les“ auch selbst an. 2020 sammelte er knapp über zehn, 2021 über elf Tonnen und erlöste damit 6037,85 Euro für den Förderkreis.

    In der landesüblichen Umgangssprache „tut“ Karl-Heinz „Les“ Domalewski übrigens Kronkorken sammeln. „Dohn“ (tun) ist nämlich das mit Abstand wichtigste Wort in unserer Sprache. „Ich dohn, Du deehs, häer, seij, ött deht, mir dohn, Ihr dooht, Seij dohn“ ist die grammatikalisch korrekte Konjugation.

    Morgens tut der Rheinländer aufstehen („opstohn“), sich anziehen („ahn-dohn“), tut frühstücken („Kaffe drönke“), sich waschen und die Zähne putzen, dann tut er auf die Arbeit gehen, tut Pause machen, Mittagessen, Kaffeetrinken – und wenn er lange genug arbeiten tun muss und zwischendurch nicht mal austreten tut, dann „tut er sich“ auch noch in die Hose machen . . .

    „Dohn“ taugt aber nicht nur als Hilfsverbkonstruktion, es ersetzt häufig das Tätigkeitswort: Man sagt auf dem Ball nicht „Darf ich bitten?“, sondern „Komm, mir dohn enne . . .“ Besonders umgängliche Menschen nennen noch den Tanz und kleiden alles in Frageform: „Solle me ne Walze dohn?“ In der Tanzpause bittet der Galan die Dame in die „Sektbar“ und „traktiert“ ihr einen Drink. Dabei sagt er nicht „Geben Sie mir bitte zwei Bier“, sondern „Dohn oss zwei Bier“.

    Wer als Jugendlicher rasch in die Höhe wächst, „deeht enne Schoß“, wer alt wird und rüstig bleibt, „deht et ömme noch“. Nach einem nächtlichen Unwetter sagt die Gattin am „Kaffedesch“ (Frühstückstisch) zu ihrem Mann: „Jung, dess Naht hätt et äver noch ens jedohn“. Wenn sich Nachbarn zusammentun, um einem Verblichenen („der hätt  de Ohre zojedohn“) einen Kranz zu spenden, dann „dohn se ömm enne Kranz“. Wenn „Pastuhr de Mess deht“, „dohn die Mannslöck de Hoot aff“.

    Wer Kartoffeln ausmacht, „deeht de Äerpel uss“, wer sie würzt „deht Salz unn Päffe drahn“, wer sich entkleidet, „deht sich uss“ und wer rumscharwenzelt „deeht leev“. Fritz Koenn aus dem benachbarten Hellenthal im Tale unterhalb Schöneseiffen: „Me kann en Koh an de Baach dohn, äver net dohn suffe. Denn dohn suffe moss se selve.“