Mit einer feierlichen Veranstaltung wurde jetzt im Kreishaus Euskirchen die Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ eröffnet. Landrat Markus Ramers begrüßte Gäste aus Politik und Verwaltung und würdigte in seiner Ansprache die Verdienste der vier herausragenden Frauen, die 1948 maßgeblich an der Entstehung des Grundgesetzes beteiligt waren: Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel.
Markus Ramers: „Der Satz ‚Männer und Frauen sind gleichberechtigt‘ war 1949 ein Programm, kein Spiegel der Realität – und ist es bis heute nicht vollständig.“ Er erinnerte daran, wie hart dieser Gleichberechtigungsgrundsatz erkämpft werden musste, und betonte die anhaltende Notwendigkeit, Gleichstellung aktiv zu gestalten. Neben den historischen Leistungen beleuchtete er auch aktuelle Herausforderungen, wie den geringen Frauenanteil in politischen Ämtern – im Bundestag, in Landtagen und besonders auf kommunaler Ebene. Im Kreistag Euskirchen liegt der Frauenanteil derzeit bei lediglich rund 18,5 Prozent.
Im Anschluss an die Eröffnungsrede warf Kreisarchivarin Heike Pütz einen detaillierten Blick auf die Entwicklung der politischen Teilhabe von Frauen im Kreis Euskirchen – unter dem Titel „Mütter der Kreisdemokratie“. Sie erinnerte unter anderem an die erste gewählte Kreistagsabgeordnete Maria Brauweiler, die sich bereits in den 1920er Jahren für soziale Belange einsetzte, sowie an weitere Pionierinnen der Nachkriegszeit wie Agnes Eckstein-Goldbach und Auguste Ebmeyer.
Heike Pütz verdeutlichte, dass Frauen im Kreisgebiet trotz formaler Gleichberechtigung lange Zeit unterrepräsentiert blieben. In den frühen Nachkriegsjahren wurden sie von der Militärregierung zunächst benannt, später zogen vereinzelt Frauen durch Wahlen in den Kreistag ein. Erst in den 1970er Jahren etablierte sich eine kontinuierliche weibliche Beteiligung an der Kreispolitik.
Ein besonderes Augenmerk legte die Kreisarchivarin auf die oft vergessenen Leistungen dieser Frauen, die in Ausschüssen für Jugendhilfe, Wohlfahrt oder Finanzen tätig waren – und dabei gegen tradierte Rollenmuster und strukturelle Benachteiligungen ankämpften.
Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Helene-Weber-Kolleg gezeigt wird, verbindet historische Würdigung mit aktuellem politischem Bildungsauftrag. Sie ist ein Plädoyer für mehr Sichtbarkeit und Beteiligung von Frauen in politischen Entscheidungsprozessen – lokal wie bundesweit. „Demokratie beginnt dort, wo Frauen mitentscheiden“, sagte Landrat Ramers zum Abschluss – ein Satz, der wie ein Leitmotiv über der gesamten Veranstaltung stand.
Die Ausstellung ist bis zum 6. Juni zu den regulären Öffnungszeiten im Foyer des Kreishauses Euskirchen zu sehen und richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger, Schulklassen und politische Gruppen, die sich mit Gleichstellung, Demokratiegeschichte und Frauenförderung auseinandersetzen möchten.
Das Helene Weber-Kolleg ist die erste bundesweite und parteiübergreifende Plattform für politisch engagierte Frauen. Benannt ist das Kolleg nach einer der vier Mütter des Grundgesetzes, die 1949 die Aufnahme des Artikels „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ (Art. 3 Abs. 2 GG) in die deutsche Verfassung erstritten haben. Ein Schwerpunkt des Kollegs liegt in der Gewinnung und Stärkung von Frauen in der Kommunalpolitik, dem Fundament der Demokratie. Infos: www.frauen-macht-politik.de